Sich gegenseitig trösten und ermutigen - Wochenende für verwaiste Familien

Im September 2017 fand das alljährliche Wochenende für Verwaiste Familien im Eurohof in Hainewalde im Zittauer Gebirge statt. Verwaiste Familien sind Familien, in denen ein Kind verstorben ist. Durchgeführt wird das Wochenende gemeinschaftlich vom Sonnenstrahl e. V. Dresden und dem Brückenprojekt des Universitätsklinikums Dresden. Das Brückenprojekt ist das spezialisierte ambulante Palliativteam, welches die Familien während der Endphase der Erkrankung ihres Kindes und während des ersten Jahre nach dem Versterben medizinisch, pflegerisch und sozialrechtlich begleitet. Im Sonnenstrahl e. V. finden Familien, deren Kind verstorben ist, Unterstützung bei der Finanzierung der Bestattungskosten und psychosoziale Beratung und Begleitung während der Trauer und in der Entwicklung neuer Lebensperspektiven.

Während des Wochenendes für verwaiste Familien sind die professionellen Helfer nur am Rande und im Hintergrund aktiv. Das Wochenende ist der Ort, an dem Gleichbetroffene sich kennenlernen und austauschen können. Im Sinne der Selbsthilfe gibt es verschiedene Möglichkeiten, miteinander in Austausch zu kommen, ein Forum für die individuelle Geschichte des verstorbenen Kindes zu finden und mit anderen über die Herausforderungen, die in der Zeit der Trauer anstehen, zu sprechen.

Eine gute Mischung aus angeleiteten Angeboten und Freiräumen eröffneen dabei vertrauensfördernde Atmosphäre, Sicherheit und geeignete Gesprächsräume. Schwere Themen und Tränen wechseln sich mit Alltagsthemen und Lachen ab. Alle Angebote sind offen, jeder kann sich so viel einbringen, wie es ihm gut tut.

Auf dem Programm standen Eseltrecking, Wanderung, Kalligraphie-Workshop, Holz-Workshop, Kunsttherapie, Basteln und die Besichtigung des Deutschen Damast- und Frottiermuseums. Es wurden Fußball und Volleyball gespielt und Yoga gemacht. Für die Kinder gab es altersgemäße und spielerische Betreuungsangebote. Und zur Ruhe kamen abends alle an den glühenden Flammen des Lagerfeuers.

Für individuellen Gesprächsbedarf und Anfragen für Trauerbegleitung und Beratung sind die Mitarbeiter jederzeit ansprechbar. Kreativ und einsatzbereit nutzen sie die örtlichen Gegebenheiten für ein vertrauliches Gespräch am Spielplatzrand, gemeinsamen Erinnerungsaustausch am Lagerfeuer oder einen therapeutischen Spaziergang.

Ein besonderer Moment des Wochenendes ist das Gedenken an die verstorbenen Kinder. Am frühen Samstagnachmittag gestaltete jede Familie farbige Krepppapierstreifen und befestigte sie an einem mit Gas gefüllten Luftballon. Gemeinsam liefen wir auf die Wiese und ließen dort zu den Klängen einer Sunpan (Klangtrommel) die Ballons steigen. Bei bewölktem Himmel und freiem Blick konnten wir die Ballons lange aufsteigen und fortziehen sehen und viele Gedanken gingen auf die Reise zu den verstorbenen Kindern.

Am diesjährigen Wochenende nahmen 28 Familien teil. Mit den Mitarbeitern und Betreuern war die Gruppe knapp 100 Personen stark und füllte den kompletten Eurohof.

Dass man sich nicht erklären muss und alle den schmerzlichen Verlust des Kindes teilen, bindet die Familien in einer starken Gemeinschaft zusammen und ist das, was die Eltern als das besonders Stärkende erleben und wofür sie dankbar sind. Soziale und kulturelle Unterschiede spielen dabei keine Rolle. Alle Familien melden zurück, dass das Wochenende ihnen hilft, einen Weg durch die Trauer zu finden und die Kräfte wieder zu stärken.

Finanziert wurde das Wochenende aus Mitteln der Selbshilfeförderung der AOK PLUS, einer Projektförderung durch die Stiftung Hochschulmedizin und Spendenmitteln des Sonnenstrahl e. V. Dresden. Dafür ganz herzlichen Dank!

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